„Die Betriebsführung! Und dabei vor allem die neue Säge“: Diese Antwort geben die meisten Besucher auf die Frage, was ihnen bei den „Tagen der offenen Tür“ am besten gefalle. Mit diesem zweitägigen Event feiert die Firmengruppe MANN zugleich ihren 100. Geburtstag.

Die neue Blockbandsäge begeistert alle Besuchergruppen.

Paula interessiert sich nicht allzu sehr für die technischen Details zu den ausgestellten Matrizen der Pressen im Pelletwerk. Aber dass sie die kleinen Holzpresslinge, die darin liegen, ganz wunderbar durch ihre Finger rieseln lassen kann, findet die Dreijährige super!

Paula spielt mit den „Westerwälder Holzpellets, die in der ausgestellte Matrize der Pelletpresse liegen.

Das Mädchen ist mit seiner Familie bei den „Tagen der offenen Tür“ in Langenbach. „Wir haben eine Pelletheizung und sind seit deren Einbau vor zwei Jahren Kunde hier. Grundsätzlich sind wir damit sehr zufrieden, es funktioniert richtig gut“, beschreibt Paulas Papa. „Man muss eben hin und wieder den Aschekasten leermachen – wenn man das vergisst, hat man halt mal eine Störung.“ Aber das, fügt der Hausbesitzer an, sei bei einer Gasheizung, die mäßig gewartet sei, schließlich nicht anders.

Paulas Familie wohnt „kurz hinter Montabaur“. Der Vater erzählt noch, dass er und seine Lieben schon zum zweiten Mal bei einem „Tag der offenen Tür“ bei MANN und den „Westerwälder Holzwerken“ (WWHW) seien. „Die Kinder freuen sich immer über die Dampfmaschinen, die es hier zu sehen gibt“, zwinkert er, „es zischt und macht! Das ist schön.“ Die neue Blockbandsäge im Sägewerk der WWHW habe er selbst noch nicht gesehen, darum gefalle ihm die Möglichkeit, die neue Anlage in diesem Jahr ebenfalls kennenzulernen.

Neben dem Einblick in Sägelinien, das Pelletwerk, die Strom-Großspeichertechnik auf dem Firmengelände oder in die Rundholzsortierung ist es gewiss der, mit dem Aufreißen des Himmels mehr und mehr herrschende, Volksfestcharakter der Veranstaltung, der so viele Menschen ins eher kleine Langenbach (rund 1.100 Einwohner) zieht. Der gusseiserne Brunnen vor der Alten Schule des Ortes ist zum „Bierbrunnen“ geworden, aus seinem Hahn rinnt darum kein Wasser, sondern „Hachenburger Pils“. „Das ist schon das vierte 50-Liter-Fass heute“, berichtet der mit seinem Kollegen Jörg Thielmann eifrig zapfende Maik Christ. Sonst kennen ihn die Menschen der Region als den Fahrer, der ihnen Westerwälder Holzpellets bringt.

Aus dem Taunus: Wolfgang Schwabe betrachtet den Rundholzplatz vom Dach des Sägewerkes aus.

Für Kinder gibt es ebenso viele Aktivitäten – vom ungefährlichen Armbrustschießen mit Korken über Fahrten im Dampfkarussell bis zum Bewegungsparcours. Musiker wie zum Beispiel jene der „Daadetaler Knappenkapelle“ oder von „Rot-Weiß Nauroth“ sorgen für Stimmung.

Doch die eigentlichen Themen – die Energiewende, die Nutzung der Erneuerbaren, deren Einsatz im industriellen Rahmen – sind an beiden „Tagen der offenen Tür“ so allgegenwärtig wie das mächtige Schnaufen der Dampfwalze „Julia“, die Besucher umherfährt.

Die Nutzung von Grünstrom, wie ihn MANN auch an den Pelletsilos erzeugt, halten Karl-Heinz und Jutta Vetter (vorne) für ökologisch geboten. Fotos: Schmalenbach

„Weil mich das Thema Erneuerbare generell interessiert“, entgegnet entsprechend Karl-Heinz Vetter, danach gefragt, weshalb er mit seiner Frau Jutta nach Langenbach gekommen sei. „Wir haben ebenfalls eine Photovoltaikanlage, seit acht Jahren einen Pelletofen, sind also voll im Thema drin. Die PV läuft 2028 aus der Förderung; wir überlegen, sie dann eventuell auf 30 Kilowatt (kW) Leistung hochzurüsten und den Strom, wenn es die gesetzlichen Voraussetzungen gibt, zu vermarkten.“ Die Nutzung von Solarstrom und Pellets sei zudem eine ökologische Entscheidung, ergänzen Vetters, „und da wir auch ein Holzhaus haben, ist das so schlüssig“, verdeutlicht das Paar, das in Straßenhaus lebt.

„Wir haben zwei Sägelinien: wir haben eine Schwachholzlinie und wir haben eine Starkholzlinie“, erklärt Daniel Rahn, während er die Gruppe mit den Vetters auf das Dach des Sägewerkes geleitet. Von dort aus können die Besucher im Rahmen der Betriebsführung einen wunderbaren Überblick über die unterschiedlichen Holzpolter bekommen.

Rahns Kollege und Betriebsleiter Jan-Philipp Alhäuser erläutert auf seiner Runde mit Gästen, dass 24 verschiedene Polter nach Durchmessern und Länge des Rundholz‘ sortiert seien, damit die Schwachholzlinie nicht allzu oft umgebaut werden müsse, da sie mit einem festen Maß arbeitet. Im Unterschied dazu haben die Abschnitte in den Poltern für die Starkholzlinie ganz verschiedene Durchmesser, was man vom Dach aus sehr gut erkennen kann. Die Blockbandsäge in der Starkholzlinie vermöge es nämlich, variable Dimensionen zugleich zu verarbeiten, so Alhäuser.

Die Betriebsführungen sind offenkundig äußerst beliebt: Mehrfach sammeln sich am Treffpunkt zu den stündlich startenden Rundgängen derart viele Interessenten, dass die Gruppen geteilt werden müssen.

Unterwegs erfahren die Besucher immer wieder Einzelheiten, die sie in Erstaunen versetzen: dass die Sägeblätter der neuen Blockbandsäge im Mittel gerade einmal 16 Stunden lang zu nutzen sind etwa, ehe sie nachgeschärft werden müssen. Oder, dass jedes 360 Zähne habe, jedoch nicht mehr optimal schneide, sobald nur einer davon schief stehe. Die Leistungsaufnahme der Anlage in Höhe von 1.100 kW beeindruckt genauso wie die des ganzen Werks, das bis zu 1.400 kW Strom benötigt.

Zu einer der von Jan-Philipp Alhäuser begleiteten Besuchergruppen gehören Wolfgang und Sabine Schwabe. Sie sind das erste Mal in Langenbach. Das Paar ist gezielt aus dem Taunus in den benachbarten Westerwald gekommen. „100 Jahre? Da fahren wir mal hin“, überlegte sich Wolfgang Schwabe. Er und seine Frau Sabine sind eine gute Stunde mit dem Auto unterwegs gewesen, leben in Heidenrod. „Viel Windenergie bei uns. Heidenrod hat, so glaube ich, jetzt das 19. Windrad aufgestellt“, führt Schwabe aus und ergänzt: „Ich habe bei meiner letzten Bestellung die Pellets von den ‚Westerwälder Holzpellets‘ gekauft.“ Nun wolle er schauen, wie sie gemacht werden.

Seit über 20 Jahren habe er eine Stückholzheizung. Aber er frage sich allmählich, wie lange er, wie bislang, noch selbst Holz machen könne. „Vom Alter her. Also war die Frage, was machen wir: Wärmepumpe oder eine Kombiheizung mit Pellets? Und da haben wir uns für die Kombiheizung entschieden. Wenn es nicht mehr geht, wir nicht mehr gesund genug sind, uns selbst um den Brennstoff zu kümmern, dann steigen wir einfach komplett auf Pellets um.“

Andreas Schneider war zwar zuvor schon einmal bei einem Besuchertag des Langenbacher Energieversorgers, „aber so eine Führung habe ich bisher noch nicht mitgemacht“, betont er. „Wir haben eine Pelletanlage und sind auch selbst im Wald unterwegs. Deshalb sind wir daran interessiert, was man alles mit Holz machen kann. Und wir wollen mal schauen, wo der Brennstoff für unsere Heizung herkommt“, sagt Schneider, der mit Sohn Christoph und dessen Partnerin Helena Holl aus Linz (Kreis Neuwied) zu den diesjährigen „Tagen der offenen Tür“ angereist ist.

Andreas und Christoph Schneider, Helena Holl (von links): daran interessiert, was man mit Holz machen kann.

Er schildert, dass der Heizungsbauer der Familie bestätigt habe, dass der Betrieb der Wärmequelle mit Westerwälder Holzpellets gut funktioniere, „die sehr gut verbrennen und wir mit Schlacke und Asche keine großen Probleme haben“, so Schneider. Der ökologische Gedanke und der Umstand, mit Holz einen nachwachsenden Rohstoff zu nutzen, habe ihn zur Anschaffung einer Pelletheizung bewogen. „Außerdem gab es damals keine Möglichkeit, einen Gasanschluss zu bekommen für eine Gasheizung. Und aus heutiger Sicht würde ich ohnehin keine Gasanlage mehr machen!“ Seit vier Jahren arbeitet seine Pelletheizung, „ich würde mich wieder so entscheiden“, unterstreicht der Linzer.

Erfahrungen mit Heizmaterial aus Langenbach haben Sylvie und Werner ebenfalls gemacht. „Ich habe hier vor einer Weile Holzbriketts gekauft mit meinem Nachbarn, der auch den Strom von MANN bezieht. Und der hat mir gesagt, ich solle mir das doch gefälligst mal angucken“, zwinkert Werner. Er und seine Partnerin Sylvie wohnen seit zwei Jahren in Stein-Wingert, sind in die Region gezogen. „Die Werksführung ist sehr interessant“, das betonen die zwei. „Ich hatte keine Vorstellung“, fügt Sylvie an. „Ich habe ja schon gesehen, wie riesig das hier ist, als ich die Briketts geholt habe“, erläutert Werner, „aber so eine Bandsäge, die wir gerade gesehen haben, so etwas ist schon beeindruckend.“

Paula könnte unterdessen noch lange weiter mit den völlig ungiftigen Pellets im Pelletwerk spielen. Aber Mama und Papa meinen, dass die Familie nun weitergehen müsse. Paulas Vater möchte im Rahmen der Betriebsführung gerne noch den Großspeicher von „MANN Naturenergie“ sehen, ihr Bruder wünscht sich außerdem eine Runde im kleinen Dampfkarussell. Und ein paar Pommes frites von einem der Verpflegungsstände auf dem MANN-Geburtstag, die wären ebenfalls nicht schlecht!

Comment